Letztes Jahr haben wir mit dem cocreativen Entwurf, der Planung und dem Bau einer großen Nutzskulptur aus Superadobe durch ERDBÖGEN von Tatjana Barbara Barzi-Vogt begonnen. Nach ausgiebigen Planungssitzungen und einer 2-wöchigen Bauphase im untypisch nassen August entstand eine 13,5 Meter lange und 15 Tonnen massive Bank rund um unsere zentrale Feuerstelle herum.
Bei „Superadobe" wird ein Sand-Lehm-Gemisch in Kunststoffschläuche gefüllt und gestampft, um daraus beliebige Dinge bis hin zu ganzen Behausungen zu formen. Dieses Verfahren wurde ursprünglich von Nader Khalili mit dem edlen Ziel entwickelt, dass Menschen in ärmeren Regionen sich mit den dort natürlich vorhandenen Materialien und ohne aufwändiges technisches Gerät oder große Investition eigenhändig ihre Häuser bauen können.
Da diese Lehmbautechnik autarkes und nachhaltiges Bauen ermöglicht, erfreut sie sich weltweit wachsender Beliebtheit. Aufgrund restriktiver baurechtlicher Bestimmungen jedoch kann sie sich besonders in den Industrienationen kaum durchsetzen, weshalb Tatjana Barbara Barzi-Vogt in Deutschland ihre Nutzskulpturen aus Superadobe baut
: halb Kunst, halb Bauwerk.
Die Herausforderung bei Superadobe ist außerdem, wie diese Technik mit unseren Wetterverhältnissen gut funktionieren kann. Eigentlich hätten wir gerne einen Lehmputz für das Feuersofa gehabt, was aber für ein Gartenobjekt, das alljährig ungeschützt im Außenbereich steht, allerdings schwierig und nur mit regelmäßigen Reparaturarbeiten möglich ist.
Infolge haben wir es mit einer Mischung aus Sumpfkalk, Quarzsand, mittelgrobem Sand und Gewebe versucht. Leider war der letzte Sommer gegen Ende so nass, dass das Gemisch nicht rechtzeitig vor dem ersten Frost durchtrocknen und sich verfestigen konnte. Der Frost hat dann alles auseinandergesprengt.
Zustand im Frühjahr 2024
Die Kunststoffschläuche beim Superadobe sind leider keine ökologische Lösung, aber die bisher stabilste und günstigste Lösung. Jute oder Hanfschläuche zum Beispiel würden zu schnell einreißen und werden rundgenäht nicht angeboten. Den Kunststoff zu verputzen ist allerdings nicht einfach, weil organische Putze nicht gut daran haften.
Sommer 2024 nun also der zweite Anlauf: für die neue Putzmischung hat Tatjana ein kaum bekanntes Material von besonderer Härte gefunden und dazu die Expertise des Kalkspezialisten Dr. Norbert Höpfer eingeholt. Zum Verputzen konnte sie ihren Freund Manfred Fahnert, einer der renommiertesten Lehmpioniere Deutschlands, dazu gewinnen.
Mitsamt den vielen Helfern von unserer Seite, die sich bei dieser kräftefordernden Tätigkeit immer wieder mal abgewechselt haben, haben wir unserem Feuersofa sein zweites Kleid verpasst: in der neuen Mischung wurde gemahlener Ziegel mit hinzugegeben, so dass der neue Putz einen sanften rosafarbenen Ton bekommen hat. Die dicke Berta, wie unser Steinsofa oder Sitzskulptur 2023 von uns genannt wurde, wirkt nun etwas femininer und heißt jetzt Barbarella.
Film zu Superadobe Sofa Teil II
Erstes Probesitzen, der Boden wird noch mit Kieseln bedeckt und in der Mitte wird eine Feuerstelle eingerichtet.
Die Mischung ist sehr speziell und bisher hält sie gut. Dieser Tage werden wir die Oberfläche für noch besseren Schutz verseifen.
Bei Interesse oder weitergehenden Fragen:
Tatjana Barbara Barzi +49 172 3162788
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